Die Verwandlung

von Anton Haase

Vor langer Zeit lebten ein Prinz und eine Prinzessin glücklich in einem Schloss zusammen. Beide waren im Dorf sehr beliebt, da sie sich für die Menschen und Tiere in ihrem Land interessierten, stets freundlich und hilfsbereit waren.

Nun sollte bald ihre Vermählung stattfinden. Das ganze Volk freute sich sehr für das junge Paar, außer dem bösen Zauberer Hirtenbock. Er war eifersüchtig auf den Prinzen, denn auch er liebte die schöne Prinzessin. So schmiedete er einen Plan, wie er die hübsche Prinzessin doch zur Frau bekommen sollte.

Eines Abends verkleidete er sich als armer Dorfbewohner. Er bat den Prinzen um Hilfe beim Tragen von Getreidesäcken zur Mühle. Selbstverständlich half ihm dieser. Nach getaner Arbeit fragte der Prinz nach einem Schluck Wasser zur Erfrischung. Also gab ihm der Zauberer einen Becher. Kaum trank der Prinz davon, fiel er in einen tiefen Schlaf. Als er am nächsten Morgen erwachte, bemerkte er auf dem Weg zum Schloss, dass alle Dorfbewohner vor ihm zu fliehen schienen. Keiner wollte in seiner Nähe sein. Sogar in sein Schloss ließ man ihn nicht hinein. Da befahl er: „Lasst mich rein, ich bin es, der Prinz!“

Plötzlich erblickte er sein Spiegelbild im Schlossgraben und erkannte, was passiert war, er sah aus wie der Zauberer Hirtenbock. „Oh nein, wie konnte das geschehen? Was soll ich nur tun? Wie kann der Zauber bloß gebrochen werden?““ Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, den Zauber bis zur Hochzeit rückgängig zu machen oder er würde seine Prinzessin für immer verlieren.

Eine Taube, die alles beobachtet hatte, flog zum Prinzen und bot ihm ihre Hilfe an. Der Prinz nahm das Angebot sehr gerne an. So flog die Taube direkt zur Prinzessin, um ihr alles in Ruhe zu erklären. Als letzten Hinweis gab sie ihr die Worte: „Es ist nicht immer so, wie es zu sein scheint.“ Doch die Prinzessin glaubte der Taube nicht und schickte das Tier fort.

Währenddessen flüchtete der Königssohn in den Wald, weil die Dorfbewohner Angst vor ihm hatten. Dort erzählte er den Tieren von seinem Leid. Kurze Zeit später kehrte die Taube in den Wald zurück und berichtete den anderen, wie die Prinzessin reagiert hatte. Daraufhin flog die Eule zum Schloss, um ihr Glück zu versuchen. Sie beschrieb einen sehr traurigen Mann im Wald.

Da wurde die Prinzessin neugierig und beschloss, in den Wald aufzubrechen. Heimlich schlich sie aus dem Schloss. Bei ihrer Ankunft im Wald konnte sie ihren Augen kaum glauben. Sie sah den bösen Zauberer. Vor Angst drehte sie direkt um und wollte zurück zum Schloss, aber ein Fuchs hielt sie auf. Er sagte zu ihr: „Schau dir den Zauberer doch einmal ganz genau an!““ Auf den zweiten Blick fiel ihr auf, dass der Zauberer weinte und mit den Tieren sprach. Ihr kam der Gedanke, dass die Geschichte der Taube doch richtig war.

In diesem Augenblick eilte ein wilder Reiter genau auf sie zu. Sie sah den Prinzen. Als der wütend vom Pferd sprang, liefen alle Tiere weg. Die Prinzessin fühlte sofort, dass es sich hier nicht um ihren geliebten Prinzen handeln konnte und suchte nach dem Zauberer. Dieser rannte ganz schnell zu ihr und stellte sich schützend vor sie. Als der falsche Prinz die Prinzessin zu sich ziehen wollte, erkannte die Prinzessin ihren wahren Prinzen und küsste diesen. Durch den Kuss verlor der Zauber seine Kraft und die beiden Männer verwandelten sich wieder zurück.

Der Zauberer war so zornig über seine Niederlage, dass er vor Wut platzte. Der Prinz nahm erleichtert die Prinzessin auf sein Pferd und kehrte gemeinsam mit ihr ins Schloss zurück.Dort feierten sie am nächsten Tag das schönste Fest ihres Lebens, ihre Hochzeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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