Zeitzeugin am GO

Die Stasi war quasi überall!

Sabine Geith lebte in der DDR und hat daher vieles persönlich miterlebt. Zur Zeit des Mauerfalls 1989 war sie volljährig. Am Montag, dem 23.05.2022, besuchte sie uns am Gymnasium Ottweiler, um den 10-Klässlern von ihren Erfahrungen in der DDR zu berichten.

Zu Beginn sprach Sie über ihre damalige Schulzeit in der DDR. Das Abitur, wie für uns selbstverständlich, wurde nur parteigetreuen oder neutralen Schülerinnen und Schülern gewährt. Die sozialistische Staatsführung hatte ein Auge darauf, wer das Abi machen durfte und wer nicht. Sobald man sich taufen ließ bzw. prinzipiell zur Kirche ging, galt man als auffällig und wurde nicht fürs Abi zugelassen.

Frau Geith besuchte die KG (Junge Gemeinde) der Kirche, die für sie ein Rückzugsort war, wo Sie auch ihre politische Meinung mit Freunden besprechen konnte, da man zwar “viel gewusst, aber wenig darüber gesprochen” hatte.  Wegen ihrer demokratischen und christlichen Überzeugung wurde Sie in der DDR nicht zum Abi zugelassen. Nach dem Mauerfall ging sie jedoch in den Westen, wo Sie in Heidelberg ihr Abi machte und danach Kunstgeschichte und Archäologie studierte.  
Für uns unvorstellbar war, wie Frau Geith berichtete, dass sobald man sich mit einigen Freunden getroffen hat, einem klar war, dass mindestens eine*r inoffiziell für die Stasi arbeitete. Im Generellen sei die Staatsmacht allgegenwärtig gewesen: vom Abhören der Telefongespräche, Androhungen von Strafen bis hin zu gewaltsamem Eingreifen bei Demos. Die Stasi wirkte dabei sehr subtil und im Hintergrund durchdringend.

All dies verhinderte jedoch nicht, dass Frau Geith eine schöne und unbeschwerte Kindheit und Jugend in der DDR verbringen konnte, denn man habe sich nicht permanent unterdrückt gefühlt und auch viel Spaß gehabt. Am Tag des Mauerfalls war sie mit einem Freund unterwegs und hat erst am nächsten Morgen von den unglaublichen Ereignissen erfahren, woraufhin Sie direkt nach Berlin fuhr und kurz darauf in die Bundesrepublik auswanderte.

Heute lebt Frau Geith mit ihrer Familie in Rheinland-Pfalz und arbeitet beim Saarländischen Museumsverband in Ottweiler. Besonders wichtig war ihr, dass wir glücklich sein und es wertschätzen sollen, in einer Demokratie leben zu dürfen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für uns alle – Frau Geith, unsere Lehrer*innen und uns Schüler*innen – ein sehr spannender und bereichernder Tag war!

Bericht: Katrin Groß und Nyke Scher