„Ach so, Sie sind gar nicht echt!“

„... Sie arbeiten gar nicht mit Zauberei!“ Mit Erstaunen reagierte die Tischlerin aus dem Märchen auf den Wirt aus der sogenannten realen Welt. In der Märchenwelt der Tischlerin ist Zauberei natürlich echt und real.

Zu solchen und ähnlichen Verwirrungen führten die Begegnungen zwischen den Märchenfiguren und den Menschen aus der Realität im Stück „Märchen oder Realität?“, das die Schüler:innen der Theater-AG des Gymnasiums Ottweiler in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien in der Aula des Gymnasiums unter der Leitung ihrer Lehrerin Eva Risch aufführten. Die Textgrundlage „Märchenstücke“ stammt von Hristina Kuzmanovska und Matthias Schröder.

Für das Publikum war es ein kurzweiliger und unterhaltsamer Abend, und dies nicht nur aufgrund der witzigen Situationen, sondern auch aufgrund des selbstverständlichen und selbstbewussten Spiels der Schüler:innen. Dabei hatten sie verdammt viel Text gelernt, den sie souverän präsentierten, und wenn er mal vergessen wurde, was selten passierte, wurde ebenso souverän improvisiert. Eine Souffleurin befand sich natürlich auch in der ersten Reihe, der Vorhang wurde von unsichtbarer Hand bedient, und überhaupt war es eine tolle Zusammenarbeit aller Schüler:innen aus den Klassenstufen 5-7. Ein kleiner, selbstgedrehter Film über die Märchen, deren Handlung nach dem Aufeinandertreffen der Märchenfiguren mit den Figuren aus der Realität so gar nicht mehr den ursprünglichen Geschichten, wie wir sie kennen, entsprach, rundete die Aufführung ab. Die Prinzessinnen wählten nun das selbstbestimmte Leben, mit oder ohne Prinz.

Und die Zuschauer:innen durften am Ende selbst entscheiden, in welcher Welt sie am liebsten leben. In der sogenannten Realität, in der Welt der Märchen und Geschichten oder in der virtuellen Welt. Das Selbstverständnis, mit dem jeder Mensch annimmt, seine Realität sei die einzig echte und reale, war jedenfalls durch diese gelungene und sympathische Theateraufführung gehörig hinterfragt worden.