Geschichte vor Ort

CDU-Landtagsabgeordnete Roland Theis und Tobias Hans überreichen Broschüre „Der Quakbrunnen in Ottweiler“ an SchülerInnen des Gymnasiums Ottweiler

„Das Große im Kleinen zu sehen, das Viele im Wenigen.“ – Diese Aussage Ralph Dohrmanns in seinem Roman „Kronhardt“ gilt Hans-Joachim Hoffmann als Rechtfertigung für die Auseinandersetzung mit Lokalgeschichte, mit Heimatgeschichte. Unter diesem Gesichtspunkt verfasste er die Broschüre „Der Quakbrunnen in Ottweiler“ anlässlich der Aufnahme dieses deutschlandweit einzigartigen Brunnendenkmals in den „Tag des offenen Denkmals“ im September 2015. Denn die Errichtung des Quakbrunnens 1934 dokumentiert, dass die Politiker und die Bevölkerung Ottweilers schon frühzeitig Position bezogen hatten für die Rückgliederung des Saargebietes an Deutschland. Wie kam es zur Errichtung des Quakbrunnens?

In drei Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung Ottweiler beriet man den Abriss des alten Schlossbrunnens, „der nichts anderes mehr war als ein wasserscheuer Obelisk auf schwankendem Untergrund“ und den Bau eines neuen Brunnens, „um die Sehenswürdigkeiten der Stadt Ottweiler um ein Brunnendenkmal zu vermehren, das eine völlig neue Schöpfung, etwas Originelles sein sollte, zugleich aber auch in sinnvoller Beziehung zu der Geschichte und Kultur der alten Grafenstadt Ottweiler stehen sollte.“ (Bürgermeister Dr. Löwer bei der Einweihung des Quakbrunnens am 27. Mai 1934)

Die Gestaltung dieses Brunnendenkmals übertrug die Stadt Ottweiler dem Saarbrücker Architekten Ludwig Nobis nach einer Ausschreibung. Die Einweihung des Quakbrunnens erfolgte im Rahmen des „Ottweiler Heimattages“, den die Deutsche Front/Ortsgruppe Ottweiler gemeinsam mit der Stadt Ottweiler gestaltete und bundesweit bewarb. Er gestaltete „sich zu einer grandiosen Treuekundgebung des Saargebietes zum deutschen Vaterland, dessen Wiedervereinigung durch den glänzenden Erfolg der Genfer Verhandlungen in greifbare Nähe gerückt ist.“ (Schreiben Dr. Löwer an Reichskanzler Adolf Hitler am 04.06.1934).

Wahrscheinlich ist nur wenigen Ottweiler Bürgerinnen und Bürgern heute noch bewusst, dass die Errichtung des Quakbrunnens mit dem Referendum von 1935 in Verbindung steht. So lässt sich das Wissen um die politische Bedeutung dieses Brunnendenkmals von Ottweiler SchülerInnen nicht erwarten, obwohl viele alltäglich am Quakbrunnen vorbeigehen. Wer hat schon einmal das Denkmal bewusst betrachtet, sich die Bildelemente angeschaut, die Einbindung des Brunnens in die Umgebung des Schlossplatzes bewusst gemacht? Dazu bietet nun diese Broschüre eine angemessene Grundlage, denn die Darstellung Hoffmanns befasst sich mit verschiedenen Aspekten dieses Brunnendenkmals: Er skizziert zunächst die künstlerische Gestaltung des Quakbrunnens, indem er die verschiedenen Bildelemente beschreibt und interpretiert; dabei findet das Brauchtum des Pfingstquak besondere Beachtung, denn der NS instrumentalisierte es, um völkisches Gedankengut zu propagieren. Nach einer kurzen Darstellung des Quakbrunnens in der bisherigen lokalgeschichtlichen Literatur ordnet Hoffmann ihn der kunsthistorischen Strömung des „Heimatschutzes“ zu, die der Nationalsozialismus aufgriff, um für die eigene Weltanschauung zu werben.

Der Inhalt der Broschüre bietet die Möglichkeit im Deutsch-, Geschichts- und Kunstunterricht am Beispiel eines lokalen Ereignisses aufzuzeigen, wie auf lokaler Ebene das Gedankengut des Nationalsozialismus propagiert und damit verbreitet wurde. Die Darstellung soll u.a. dazu beitragen, sich bewusst zu machen, dass auch heute politische Entscheidungen, getroffen auf nationaler und regionaler Ebene, Auswirkungen auf lokaler Ebene nach sich ziehen und das Leben jedes Einzelnen berühren (können).

Diese breit aufgefächerte Darstellung veranlasste die CDU-Fraktion des Saarländischen Landtages, vertreten durch Roland Theis, MdL und Generalsekretär der CDU-Saar, einen Klassensatz dieser Broschüre dem Gymnasium Ottweiler zur Verfügung zu stellen, damit sich die SchülerInnen des Gymnasiums Ottweiler konkret mit der Entwicklung des Nationalsozialismus in Ottweiler auseinandersetzen können. Damit löste Roland Theis ein weiteres Mal sein Versprechen ein, das er 2012 der Schulgemeinschaft gab: Im Rahmen der Auszeichnung des Gymnasiums als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sagte er damals zu, sich unter anderem für die Finanzierung geplanter Bände zum Schicksal jüdischer Familien im Dritten Reich und zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in Ottweiler einzusetzen und diese Publikationen auch interessierten jungen Leuten am Gymnasium Ottweiler zur Verfügung zu stellen.

Gemeinsam mit Tobias Hans, MdL, überreichte er am 03.11.2015 einen Klassensatz der Broschüre „Der Quakbrunnen in Ottweiler“ der Schülervertretung des Gymnasiums. Beide Landespolitiker unterstützen dadurch das Anliegen Hoffmanns, sich mit politischen Entscheidungen auf örtlicher und regionaler Ebene auseinander zu setzen. Sie unterstreichen mit ihrem Engagement auch, dass es ihnen nicht vorrangig um parteipolitische Interessen geht, sondern darum, dass den Heranwachsenden bewusst wird, dass sie Entscheidungen in ihrem engeren Umfeld beeinflussen können, wenn sie sich für berechtigte und nachvollziehbare Anliegen einsetzen.

Rebecca Spurk dankte als Schulleiterin Hans-Joachim Hoffmann für die Zusammenstellung der Materialien, die in den Fächern Geschichte, Kunst und Deutsch Beachtung finden mögen, sowie Roland Theis und Tobias Hans für die gewährte Unterstützung. Sie sieht mit dieser Broschüre zugleich die Möglichkeit gegeben, das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu intensivieren.